Dorf ohne Bürgermeister

Die Heideansiedlung (kurz HA) ist ein Stadtteil im Nordwesten von Wiener Neustadt (WN) und hat rund 450 Einwohner. Er liegt ca. 8 km außerhalb der Stadt und ist nur über fremdes Ortsgebiet erreichbar. Bus und Taxis fahren zum Überlandtarif, gesicherte Fuß-/Radwege in das Stadtzentrum gibt es nicht. Die HA wurde 1850 von der BH als „allein nicht überlebensfähig“ eingestuft, woraufhin mehrere Abtretungs-/Eingemeindungsversuche mit Steinabrückl erfolgten, die alle gescheitert sind (zuletzt 1972). Auch in die Eigenständigkeit (wie Theresienfeld oder Felixdorf) hat man die HA nicht entlassen, im Gegenteil, in den 1970ger wurden schwere raumplanerische Eingriffe getroffen, die nicht nur den Ortsteil vom Stadtzentrum abschnitten, sondern auch gezielt seine Prosperität verhinderten - ohne die Bevölkerung entsprechend zu informieren:

So wurde beim Bau der Abfallbehandlungsanlage die Gemeindestraße stillgelegt und einer zügellosen Kiesgewinnung Vorrang gegeben. Fakt ist auch, dass die HA von engen Siedlungsgrenzen eingeschnürt ist und dass es keine freien Flächen für öffentliche Einrichtungen (zB Mehrzweckhaus für Kinder und Senioren) gibt. Post, Schule, Kirche, Friedhof sind im benachbarten Steinabrückl, das auch Wasser und Kanal stellt, wofür aber WN sehr hohe Stadt-Zuschläge einhebt, statt Ausgleichsmaßnahmen zu treffen (Art 7 B-VG: „gleiches gleich und ungleiches ungleich behandeln“). 2012 hat eine Bürgerinitiative begonnen, diese einzigartige Konstellation ins öffentliche Licht zu rücken.

2015 ist eine „bunte“ Stadtregierung angetreten, um „auf Augenhöhe“ und unter Bürgerbeteiligung die Situation der Heideansiedlung (HA) zu analysieren, evaluieren und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung zu setzen. Es wurde die Arbeitsgruppe „HAre“ eingesetzt, an der auch Mitglieder der Bürgerinitiative mitarbeiten konnten. Am 13.2.2017 wurde einem Gemeinderatsausschuss das Ergebnis präsentiert und folgende Vorschläge gemacht: +++ weiter wie bisher, nur Gemeindegebühren auf Steinabrückler-Niveau +++ abtreten an Wöllersdorf-Steinabrückl +++ ein Relaunch der HA, wie in den Ausarbeitungen vorgeschlagen. Der Gemeinderatsausschuss hat für „Relaunch“ entschieden und deshalb haben einige Mitglieder der Bürgerinitiative als Zeichen ihrer Loyalität zur Stadt zusätzliche Lösungsvorschläge ausgearbeitet (Fourlani-Plan).

Die Bürgerinitiative ging 2015 davon aus, dass vom Magistrat ein „örtlicher Entwicklungsplan“ erstellt wird und hat als Zeichen des guten Willens und in Vertrauen auf den politischen Willen des Bürgermeisters und des Bürgermeister-Stellvertreter auf den Ortsvorsteher (ortsansässiger Vertreter der HA im Gemeinderat) verzichtet. 

Erst nach Intervention bei der Landeshauptfrau versprach am 19.12.2018 der Bürgermeister, die HAre-Anträge im Stadtentwicklungsplan (STEP) aufzunehmen,  was dann -  ohne den Ortsbeirat entsprechend zu informieren - doch nicht erfolgte. So bedankt, löste sich das freiwillige Engagement des Ortsbeirats auf.  

Als 2023 der Klimabonus ausbezahlt wurde, begann die Bürgerinitiative bei den Behörden zu hinterfragen, warum er in 2751 Steinabrückl höher als in 2751 Heideansiedlung ist.

Seit 2024 wissen wir, dass Hauptwohnsitze je nach Urbanisierungsgrad und Öffi-Erschließung in vier Kategorien eingeteilt werden und die Einteilung auf Basis von zwei Datensätzen erfolgt – eben der Urban-Rural-Typologie (Verfügbarkeit von Infrastruktureinrichtungen wie weiterführende Schulen, Krankenhäuser, Magistrat/Bezirkshauptmannschaft) und den Angeboten (Güteklassen) des öffentlichen Verkehrs. Die Bedingungen sind aber für Steinabrückl und die HA gleich, womit erstmals von offizieller Seite indirekt bestätigt wurde, dass die raumplanerischen Eingriffe des Magistrats die HA gegenüber den Stadtbezirken benachteiligen.

 ghetto


 

weitblick

 

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